6 Basisforschung in Wissenschaft und Philosophie

Die historische Entwicklung der Naturwissenschaft und Medizin hat heute einen Stand erreicht, an dem drei zentrale Fragen zu stellen sind: 

  • eine inhaltliche Frage zur Existenz und Erforschbarkeit von Gestaltbildungskräften (morphogenetic forces)
  • eine methodische Frage zur Erforschung kausaler Zusammenhänge
  • eine perspektivische Frage zur grundsätzlichen Erneuerung des wissenschaftlichen Denkens 

Diese drei Fragen gehören traditionell zur Philosophie, sie lassen sich aber anhand konkreter wissenschaftlicher Forschung beantworen. 

6.1 Zentrale inhaltliche Frage: Gibt es in der Natur außer den physikalischen Grundkräften noch weitere Kräfte?

Die Antwort lautet: Ja, es gibt derartige Kräfte und sie können wissenschaftlich erforscht werden. Nachzulesen in folgendem IFAEMM-Artikel:  

  1. Kiene H, Hamre HJ. A fundamental question for complementary medicine: Are there other forces in the natural world besides the physical forces? Complement Med Res. 2023 Oct 19. DOI: 10.1159/000534592
  2. Kiene H, Hamre HJ. Eine zentrale Frage zur Komplementärmedizin: Gibt es in der Natur außer den physikalischen Grundkräften noch weitere Kräfte?  Complement Med Res 1-7. 2023 Dec 23. DOI: 10.1159/000534899 

6.2 Zentrale methodische Frage: Wie können kausale Zusammenhänge als solche erkannt werden?

Spezifisch für die Medizin: Gibt es andere als die klassischen Methoden zur Bestimmung eines kausalen Zusammenhangs zwischen therapeutischer Behandlung und Verbesserung/Verschlechterung am Patienten? 

Die klassische Methode für das Feststellen eines therapeutischen Kausalzusammenhangs ist die randomisierte kontrollierte Studie. Es gibt aber weitere Möglichkeiten des Kausalerkennens. Im IFAEMM wurde das Gesamtsystem des Kausalerkennens (system of causality assessment) entwickelt. Es umfasst auch die Methode des kriteriengestützten, nicht-statistischen Kausalerkennens am Einzelfall (single case causality assessment). Dieses System überwindet die gängigen philosophisch-methodologischen Traditionslinien (Bacon, Hume, Mill, Fisher) und erweitert die Möglichkeiten zur Evidenzgewinnung (expanded evidence) mit entsprechenden praktisch-methodischen Konsequenzen. 

Das gesamte hiermit entwickelte Methodenspektrum des Kausalerkennens – vom RCT (randomised controlled trial) bis zum TCR (therapeutic causality report) – kann zur therapeutischen Wirksamkeitserfassung eingesetzt werden.  

Die Möglichkeit dieses Kausalerkennens am Einzelfall und dessen Kriterien sind der große blinde Fleck der klinischen Methodologie. Für die Medizin ist die Möglichkeit dieses Einzelfall-Kausalerkennens von immenser Bedeutung. An ihr hängt u.a. die methodologische Berechtigung der praxisbasierten Medizin (experience based medicine), ebenso auch das kausale Evaluieren am Einzelpatienten in einer personenzentrierten Medizin - was eine der großen Aufgaben der Medizin des 21. Jahrhunderts ist (1).

  1. Institute of Medicine (US) Committee on Quality of Health Care in America. Crossing the quality chasm. A new health system for the 21st century. National Academies Press, Washington (DC), 2001

    Das Gesamtsystem des Kausalerkennens und die Methode des Kausalerkennens am Einzelfall sind nachzulesen in folgenden IFAEMM-Publikationen:
     
  2. Kiene H, Hamre HJ, Kienle GS. In support of clinical case reports: A system of causality assessment. Global Adv Health Med 2013;2(2):28-39. DOI: 10.7453/gahmj.2012.061
  3. Kiene H. Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine. Berlin - Heidelberg - New York: Springer; 2001, 193 S. ISBN 3-540-41022-8. Volltext (PDF)

6.3 Zentrale perspektivische Frage: Kann das wissenschaftliche Denken heute grundsätzlich erneuert werden?

Die zentralen Fragen zu dem heute erreichten Entwicklungsstand der Naturwissenschaft und Medizin kulminieren in der dritten: Kann das wissenschaftliche Denken grundlegend erneuert werden?

Die Methodik und die Inhalte dieser Erneuerung sind in einer Buchpublikation ausgeführt, die im IFAEMM für 2025 geplant ist. Das Einführungskapitel zeigt die Ausrichtung des Projekts, das Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick:

--> Einführungskapitel

--> Inhaltsverzeichnis

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