1.2 Globale Evaluation eines Therapiesystems

Eine Gelegenheit, eine Methode zur globalen Evaluation eines Therapie-Systems zu entwickeln, ergab sich anlässlich der wissenschaftlichen Begleitung eines Deutschland-weiten Modellprojekts zur Anthroposophischen Medizin, die vom IFAEMM im Auftrag der Innungskrankenkasse Hamburg und später auch weiterer Innungskrankenkassen durchgeführt wurde. AMOS (Anthroposophic Medicine Outcome Study; (1-2)) war die bislang größte klinische Outcome-Studie zur Anthroposophischen Medizin. Beteiligt waren 151 Arztpraxen und 275 damit assoziierte Therapeuten. Insgesamt wurden 1631 chronisch kranke Patienten mit anthroposophischer Behandlung über vier Jahre aufwendig nachverfolgt. Die Studie erfüllte hohe Qualitätskriterien, folgte in weiten Teilen den GCP-Empfehlungen, mit engmaschiger Dokumentation der Behandlungsverläufe der Patienten und hatte ein ungewöhnlich gutes Follow-Up über 2 bzw. 4 Jahre. 

AMOS umfasste u.a. die ersten systematischen klinischen Erforschungen von Eurythmietherapie, Rhythmischer Massage, anthroposophischer Kunsttherapie, anthroposophischer Arzneitherapie auf Systemebene und anthroposophisch-ärztlicher Konsultation. Besonders eingehend wurden Patienten mit Angsterkrankung, Asthma, ADHS, Depression, chronischen Rückenschmerzen und Migräne untersucht. Auch Analysen zur anthroposophischen Behandlung von Kindern sowie gesundheitsökonomische Analysen und Sicherheitsanalysen u.a. wurden hierbei mit durchgeführt. Die Ergebnisse waren positiv, auch bei methodisch sehr kritischen Analysen --> AMOS-Übersicht.

  1. Hamre HJ, Becker-Witt C, Glockmann A, Ziegler R, Willich SN, Kiene H. Anthroposophic therapies in chronic disease: The Anthroposophic Medicine Outcomes Study (AMOS). Eur J Med Res 2004;9:351-60. PMID: 15337636. Abstract (PubMed)   Volltext (PDF)
  2. Hamre HJ, Kiene H, Ziegler R, Tröger W, Meinecke C, Schnürer C, Vögler H, Glockmann A, Kienle GS. Overview of the publications from the anthroposophic medicine outcomes study (AMOS): a whole system evaluation study. Global Adv Health Med 2014;3(1):54-70. DOI 10.7453/gahmj.2013.010 

Um in einer Outcome-Studie trotz fehlender Kontrollgruppe zu einem pragmatischen Maß an interner und externer Validität zu gelangen, wurden in AMOS die Methoden der kombinierten BIAS-Suppression und des systematischen globalen Ergebnisvergleichs entwickelt:

Methode der kontrollierten BIAS-Suppression

In Kohortenstudien ohne Kontrollgruppe sind qualitativ hochwertige pragmatische Wirksamkeitsbeurteilungen eine besondere Herausforderung. Mit der Methode der kombinierten BIAS-Suppression (Bias Identification, Assessment, Suppression) werden die wichtigsten Biasfaktoren (Spontanbesserungen, Zusatzbehandlungen, Dropout und Regression to the Mean) identifiziert, erfasst und in der Auswertung supprimiert. Die BIAS-Kontrolle wurde exemplarisch auf Ergebnisse der o.g. AMOS-Studie angewendet (1).

  1. Hamre HJ, Glockmann A, Kienle GS, Kiene H. Combined bias suppression in single-arm therapy studies. J Eval Clin Pract 2008;14(5):923-9. DOI 10.1111/j.1365-2753.2007.00903.x 

Methode des systematischen globalen Ergebnisvergleichs

Mit der Methode des systematischen globalen Ergebnisvergleichs (SOC - Systematic Outcome Comparison) kann die Größenordnung eines Studienergebnisses mit den Ergebnissen aller sonstigen Studien der Weltliteratur verglichen werden, in denen gleiche Indikationen mit gleichen Parametern erfasst wurden. Bei einer exemplarischen Anwendung wurden die AMOS-Ergebnisse (SF-36) mit 517 entsprechenden Studienergebnissen verglichen (1).

  1. Hamre HJ, Glockmann A, Tröger W, Kienle GS, Kiene H. Assessing the order of magnitude of outcomes in single-arm cohorts through systematic comparison with corresponding cohorts: an example from the AMOS study. BMC Medical Research Methodology 2008;8:11. DOI 10.1186/1471-2288-8-11

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